Dienstag, 21. September 2010

Berliner Geodaten Gipfel


in-der-stadt.net (2003) - früher Prototyp eines kollaborativen, multimedialen, ortsbasierten Forums

Gestern fand auf Einladung des Bundesinnenministeriums der Berliner Geodaten-Gipfel statt. Gehört wurden Vertreter diverser Ministerien, Landesvertreter, Firmen, Verbraucher- und Datenschützer.

Dabei ging es u.a. um Geodatendienste wie Goole Street View. Hunderttausende haben lt. Zeitungsberichten in Deutschland bereits Einspruch angemeldet, dass ihre Hausfassaden für diesen visuellen Kartenservice abgebildet werden.

Deja vous? Die aktuelle Debatte um Google Street View erinnert mich an Mitte der 90er Jahre, als das World Wide Web in Deutschland allmählich Fuß fasste. Damals war das Argument der Ablehnung Qualität. Man mäkelte über ruckelnde, briefmarkengroße Animationen und Bilder, die jeglicher ästhetischer Güte entbehrten, was u.a. den schlechten Datenverbindungen geschuldet war. Bei aller Kritik verkannte man, dass dieses neue Medium die Welt revolutionieren wird.

Heute verkennt man die Bedeutung von "Location" und "Mobilität". Es sind die beiden Parameter, die unsere bisher nur virtuellen Netzwerke des Web 2.0 endlich hinaus in die physische Realität entlassen. Ortsbezogene Informationsräume machen aus der ganzen Welt eine dreidimensionale Interaktionsfläche, in die nicht der aktuelle Aufenthaltsort einer Maus, sondern der aktuelle Aufenthaltsort des interagierenden Nutzers eingeht. Individuelle Location Informationen und darauf basierende Informationsdienste werden unsere Zukunft maßgeblich prägen. Ihre grundlegende Kulturtechnik wird Vernetzung sein, auch die von Location Information! Nur mit diesem vorausschauendem Blick ist die aktuelle Auseinandersetzung über ortsbasierte Dienste sinnvoll zu führen, denn die Weichen für morgen stellen wir mit unseren Entscheidungen von heute.

Wer nachlesen möchte, was gestern abgelaufen ist, kann dies auf Twitter tun, unter den Hashtags #geogipfel und #sdsl. Protest gegen die Analogisierung Deutschlands kann auf der Website "Aktion 'Verschollene Häuser'. We bring the public back to Digital Germany" geübt werden.

Samstag, 18. September 2010

Arduino LilyPad



Dass "wearable Computing" keine techniklastige Sache sein muss, mit der sich bestenfalls Computernerds beschäftigen, hat mir Philip Steffan im betahaus Berlin demonstriert. Arduino LilyPad ist ein modular kombinierbares Set von elektronischen Komponenten, die sich spielend mit Nadel und Zwirn verarbeiten lassen. Der Realisierung deiner interaktiven Modeideen steht also nichts mehr im Wege!

Mittwoch, 15. September 2010

"Why every Creative City needs a FabLab"


SLIDESHOW ZEIGEN

Veranstaltungstipp:
WAS:"Talk to me about: Why every creative city needs a FabLab?"
WANN: Do 16. September um 19:00h
WO: Betahaus Café

Aus dem Veranstaltungshinweis: "21t century’s metropoles are full of creative workers that produce not only with their heads but also with their hands. Innovation needs a place where it can be tested and an inspiring environment where it can flourish. Shouldn’t every city provide their citizens with fully interconnected and equipped spaces where they can network and get their stuff done? We have invited decision makers and actors from Lisbon, Amsterdam and Berlin to debate on why every creative city needs FabLabs- because the ‘if’ is not a question anymore. Join us and have a voice!" Und hier gibtsweitere Informationen zum Event.

Wer nicht vorbeikommen kann, aber trotzdem ein wenig Open Design Luft schnuppern möchte: Die Diashow gibt Impressionen von Open Design City im Betahaus Berlin und dessen kreativem Flair.

Sonntag, 12. September 2010

Öko-Logik der Zukunft


GESAMTANSICHT

Zum Thema ökologisches Handeln & Internet der Dinge habe ich Ende Juni dieses Jahres im Rahmen einer Veranstaltung der Grünen über RFID und Verbraucherschutz Stellung bezogen.

Ähnlich, wie in Carlo Rattis Projekt "Trash Track" (MIT) lautet auch meine These: Konsequentes ökologisches Handeln für alle ist nicht denkbar ohne RFID und das Internet der Dinge. Solange wir die Potentiale dieser Zukunftstechnologien nicht erkennen und verantwortungsvoll nutzen, wirkt grüner Lifestyle nur punktuell, nicht effizient, ist zu kostenintensiv und daher Luxus der Besserverdiener.

Per systemischer Argumentation in Form einer Matrix habe ich diese These am Beispiel Auto exemplifiziert. Die Details meiner Argumentation findet ihr in diesem PDF.

Geplant ist evtl. ein interaktives, matrixorientiertes Forum zum Thema, an dem jeder kommentieren und mitschreiben kann (siehe mein Beispiel zum medialen Paradigmenwechsel. Leider wird dieses bisher nur rezipiert!)

Open Source - neues Arbeiten




Diskussion über Open Source Life und neue Kulturen des Arbeitens bei der Ars Electronica 2010. Leitung des Panels hatte der Philosoph und New Work Mitbegründer Frithjof Bergmann. Die hier vorliegende Dokumentation ist ein 30 minütiger Ausschnitt in englischer Sprache. Nachfolgend einige Statements, die ich mitnotiert hatte, teils relativ frei übersetzt und komprimiert:

Video Teil 1/3:

Andreas Klinger (A) (www.garmz.com)
Die Zukunft des Internet ist, Produkte über Webseiten zu bauen und nicht über diese zu diskutieren... Wir haben mit dem Internet ein Medium, das uns so viele Möglichkeiten bietet, von denen wir aber so wenige nutzen. Das ist beschämend für unsere Generation... Simplicity & Bottom-up Ansatz: Große Träume werden auch in vielen kleinen Schritten wahr...

Frithjof Bergmann (US) (New Work Mitbegründer)
Was kann Open Source zur Wiederherstellung der wirtschaftlich darniederliegenden Metropole Detroit beitragen? Auch kleine Ansätze sind willkommen!

Max Kossatz
Open Data kann ein wichtiger Beitrag sein: Wenn die Stadt ihre Daten für ihre Bewohner offenlegt, können alle davon profitieren. Zählt App Beispiele auf, die den Bewohnern im Alltag nützlich sind. Auch wenn es nur einfache Dinge sind, sie geben den Bewohnern das Gefühl, dass sie die Stadt wieder zurückgewinnen und dass die Stadtoberen was für sie tun.

Andreas Klinger (A) (www.garmz.com)
Mit guter PR sollte man junge Entrepreneure mit neuen Ideen anziehen und ihnen Mittel zur Verfügung stellen. Beispiel: Chile gibt jungen Amerikanen ein Startbudget, damit sie ihre Ideen und Projekte dort realisieren können. Sie bieten darüber hinaus Büros, Ladenlokale, Daten und Netzwerke. Das sind zwar jeweils nur kleine Investitionen, diese können aber Großes bewirken. Auch Detroit könnte ein gutes Beispiel für diesen Ansatz werden.

Anne Romme (DK) (www.N55.dk)
Auch die Bauindustrie ist ein gewichtiger Faktor, denn sie legt fest, wie unsere Städte aussehen. Es ist erstaunlich, wie viele Menschen es als unabänderlich ansehen, dass unser Häuser so gebaut werden, wie sie immer gebaut wurden. N55 erforscht, welche Möglichkeiten sich durch die neuen Open-Source Produktionstools auftun. 3D-Printer sind heute schon für ein Hobbybudget zu haben, für die Nutzung ist jedoch noch immer spezielles technologisches Know-how erforderlich. Vor 10 Jahren musste man allerdings auch noch extra in einen Fotoladen, um ein einfaches Foto auszudrucken. Heute kann das jeder billige Home-Drucker. Mit etwas fortgeschritteneren Tools kann man sich also sehr wohl eine Zukunft a la "printe dir dein eigenes Haus" vorstellen. Das ist eine Vision, an der N55 gerade arbeitet.

Video Teil 2/3:

Sam Kronick (DK) (www.N55.dk)
Nur wenn Information offen ist und fliessen kann, ist sie auch nützlich. Es gibt zur Zeit den Trend, dass die Dinge mehr und mehr offen und frei zugänglich werden. Die Leute akzeptieren das allmählich und nehmen diese Möglichkeiten auch verstärkt wahr. Aber die Frage des Zuganges sollte nicht länger im Fokus sein. Wir müssen uns jetzt darauf konzentrieren, WIE die Menschen diese Dinge nutzen bzw. WIE wir ihnen helfen können diese Dinge zu nutzen. Empfehlung für Detroit: open Source breit angelegt diskutieren. Am besten ein großes Bildungsprogramm initiieren, das der nächsten Generation den Paradigmenwechsel deutlich macht. Diese nutzt Wikipedia zwar ganz selbstverständlich, versteht aber das radikal Neue daran nicht. Sie muss die historische Tragweite dieses Wandels begreifen. Nur so kann sie mehr aus diesen neuen Möglichkeiten und für die Zukunft Detroits machen.

Christian Voigt
Unser großes Potential ist der offene Zugriff auf unser kollektives Wissen durch das Internet. Daraus ergibt sich ein erweitertes Ideenpotential, wie wir Dinge auch anders machen können. Vorschlag für Detroit: Man sollte dieses Wissen nicht den Massenmedien und den etablierten politischen Einrichtungen überlassen. Die Debatten über open Source und die neue Kultur des Teilens sollten wir vielmehr über die freien, Bottom-up vernetzten Medien organisieren, damit es ein kollektives und frei verfügbares Wissen für alle bleibt.

Montag, 6. September 2010

Die Wege des Mülls - Ars Electronica


"Trash Track", Carlo Ratti (MIT Boston)

Eines der für mich interessantesten Projekte im Open Source Life Symposion der aktuellen Ars Electronica in Linz war "Trash Track" von Carlo Ratti (US), Architekt und Direktor des SENSEable City Laboratory am MIT (Boston). "Trash Track" fokussiert die Frage, warum wir so viel über die Versorgungskette, aber so wenig über die "Entsorgungskette" wissen.

In einem modellhaften Versuchsablauf wird repräsentativer Müll von Bewohnern einer Stadt getaggt. Wer an dem Projekt teilnehmen möchte, bringt seinen Müll vorbei. Der wird mit Location sensitiven, adressierbaren Tags versehen. Mit welchen Techniken genau, habe ich nicht mehr in Erinnerung. Wird wohl was zwischen GPS und RFID sein.

Dieser getaggte Müll geht nun den üblichen Weg im städtischen Müllentsorgungssystem. Jedes einzelne Stück kann dabei sowohl zeit- als auch ortsgenau verfolgt und kartiert werden. Welche Schlüsse lassen sich aus dieser Sichtbarmachung ziehen? Machen pervasive Technologien gar ein 100%iges Recycling möglich?

Zu diesem Thema habe auch ich Ende Juni dieses Jahres im Rahmen einer Panel Diskussion der Grünen über RFID und Verbraucherschutz Stellung bezogen. Nähere dazu in meinem Post vom 12. Sept.

Sonntag, 5. September 2010

Print dir deine Welt! - Ars Electronica


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Die "Open Source Life" Bewegung ist inspiriert von der Idee, nicht mehr nur Konsument einer industriell vorgefertigten Warenwelt zu sein, sondern ihre Lebenswelt aktiv produzierend mitzugestalten.

Die neue Generation der 3D-Drucker kommt diesem Wunsch entgegen. Sie sind für kleine Budgets erschwinglich, einfach handhabbar und für Kleinauflagen einer selbstentworfenen Produktwelt daher durchaus geeignet. Wie so ein Do-it-yourself-Produktionsprozess im Detail aussieht, habe ich mir von der Fa. Haratech auf der Ars Electronica in Linz demonstrieren lassen:


Video by mobile-art TV | zorah mari bauer

Window-Farming - Ars Electronica




Sie wohnen mitten in der Stadt, haben weder Garten noch Balkon, und möchten nicht auf frisches Gemüse aus Eigenanbau verzichten? Dann ist Window-Farming für Sie die richtige Lösung! windowfarms.org ist eine Webplattform, die Konzepte eines nachhaltigen städtischen Lebens entwirft und erprobt.

Sie brauchen keine schweren Einkaufstaschen mehr die Treppen hoch zu schleppen. Ihr ökologisches Gewissen ist wieder rein, denn ab sofort kommen keine Nahrungsmittel mehr auf den Tisch, die aus halb Europa angekarrt werden mussten. Und falls Sie Ihr grüner Daumen im Stich lässt, beratschlagen Sie sich kurzerhand mit der Community über die richtigen Gemüsesorten und Nährstoffmengen, damit sie das ganze Jahr über reichlich ernten können.

Das Starter-Kit unter windowfarms.org bestellen, und los geht's! ;-)

Samstag, 4. September 2010

Zukunft der Eisenbahn - Ars Electronica



Abschlussfeuerwerk der "Visualisierten Linzer Klangwolke" mit dem Titel "Babyjet: Eine unglaubliche Idee zur Zukunft der Eisenbahn". "Babyjet" ist das Konzept eines Magnetzuges, der sich in einer unterirdischen Vakuumröhre mit Überschallgeschwindigkeit fortbewegt. Das Verkehrsmittel der Zukunft? Mal sehen ;-)

Konnte leider nur die letzten 20 Minuten miterleben. Diesmal zur Abwechslung mit zeitgemäßerer Musik und weniger kitschigen Lyrics als die Jahre zuvor. Zu Wasser, zu Land und in der Luft - die riesigen Dimensionen im Linzer Donaupark werden seit Jahren aufregend inszeniert. Die Zuschauer waren wie immer in Massen vor Ort.

Open Source Life Symposium - Ars Electronica


"Map Kibera" (Mikel Maron und Erica Hagen)

Habe den heutigen Tag bei der Ars Electronica anregend im Symposion "Open Source Life" verbracht. Hier ein kurzer Abriss:

Mikel Maron und Erica Hagen haben von ihrem Projekt "Map Kibera" berichtet und darüber, wie im Slum Kibera in Nairobi (Afrikas größter Slum) mittels Geokartierung auf Basis von "OpenStreetMap" Bewusstsein für eine Verbesserung der eigenen Lebenswelt auf die Beine gestellt wird.

Der Chaos Communication Club, vertreten durch Tim Pritlove (DE), hat einen historischen Abriss des Hackens vorgestellt und an Beispielen demonstriert, wie "sicher" Datensicherheit ist.

Geert Lovink (NL) versteht sich als "Praktiker der negativen Kritik". Er stellt klar, dass er zum einen gegen großindustrielle Nutzung von Information a la Google und Facebook ist, aber auch ein Problem mit der Open Source Bewegung hat, weil diese zu sehr auf Sharing und Peer2Peer fokussiert ist. Stichworte wie "Bankrott des geistigen Eigentums" oder "Stop Facebook. Unsere Privatheit ist kein Privileg und nicht verkäuflich" veranschaulichen seinen Standpunkt.

Joichi Ito (JP) ist an der Schnittstelle zwischen unternehmerischer Tätigkeit und Open Source aktiv. Er unterscheidet "kindliches" Verhalten, das von Neugierde und Erstaunen dem Neuen gegenüber geprägt ist und "erwachsenes" Verhalten, das damit beschäftigt ist Territorien abzustecken und Grenzen zu ziehen.

Ginger Krieg Dosier fokussiert mit ihrem "Fab at Home" Ansatz open Source Design im Bereich der Architektur. Nicht nur Experten, jeder sollte am Designprozess gestaltend mitwirken können. Am Beispiel neuartiger Baumaterialien, die sie entwirft, wird ihr Idee von open Design fassbar.

Carlo Ratti (IT/US) MIT Boston. "Die Leute haben erkannt, dass die Dinge nicht einfach verschwinden, wenn man sie wegwirft". Ratti macht mit seinem Forschungsprojekt "Trash Track" anschaulich, wie ökologisches Handeln der Zukunft vorstellbar ist. Da dies auch einer meiner Interessensbereiche ist, Näheres dazu in einem eigenen Blogeintrag.

Amelia Andersdotter (SE), EU-Parlamentarierin für die Piratpartiet. Kurz notiert: Die Informations- und Kommunikationstechnologien haben es den Bürgern möglich gemacht, sich selbst zu organisieren und zu globalisieren, unabhängig von den öffentlichen Institutionen... Die repräsentative Demokratie ist ein nutzloses Imperium...

Saskia Sassen (US), Soziologin. Kurz notiert: Ihr Interesse gilt den interaktiven Domänen, zur Zeit speziell dem Finanzsektor... High Frequency Trading beruht auf Algorithmen, die 100x schneller als ein Lidschlag sind. Glasfaserleitungen sind dagegen langsam... Der Finanzsektor ist in der Praxis zwar global, aber nicht kosmopolitisch... Die Macht des informellen Wissens und der Wissenspraxis...

Freitag, 3. September 2010

Sind wir noch zu retten? - Ars Electronica



In Linz findet vom 2. bis 11. September die Ars Electronica, Festival für Kunst, Techologie und Gesellschaft, zum Thema "Repair. Sind wir noch zu retten."statt. Ich werde davon berichten.