Gestern und heute habe ich am "Netzpolitischen Kongress" der Grünen (auf Twitter unter #nk10) im Deutschen Bundestag (Paul-Löbe-Haus) teilgenommen. Thema: "Gesellschaft digital gestalten". Da wurde in Vorträgen und auf Panels viel ÜBER die digitale Gesellschaft der Zukunft gesprochen. Schon komisch, die Rede war vor allem über Probleme. Feeling und Esprit eines digitalen Lifestyle haben sich bei mir erst beim Open Data Barcamp eingestellt:
Friedrich Lindenberg hat u.a. sein Open Data Projekt "Offener Haushalt" vorgestellt, in dem er mit Daniel Dietrich die öffentlichen Haushalte und Staatsausgaben visualisiert und digital aufbereitet und so nicht nur transparent (und besser kontrollierbar) macht, sondern auch für eine Fülle weiterer Möglichkeiten anderer Open Data Aktivitäten erschliesst. Schaut rein ins Video, hier gibts von Friedrich Lindenberg Details und Visionen zum Projekt.
Viel gehört auf dem Kongress über Urheberrechte, Datenschutz, Datensicherheit und Kulturflatrate, aber auch von Informationsfreiheit bis hin zu Open Data. Wie bei den Grünen bisher immer erfahren, war auch diesmal ein faszinierend breites Meinungsspektrum präsent. Insofern war es ein schöner und austauschoffener Kongress. Trotzdem fehlte mir eine weit genug nach vorne schauende Vision der Zukunft.
Wer die Augen davor verschliesst, dass diese Zukunft im vollvernetzten "Internet der Dinge" stattfindet und nicht hinter verpixelten Häuserfassaden in der geschützen Privatsphäre seines "walled Garden" löst die Probleme der digitalen Gesellschaft auf völlig falscher Problemhöhe.
Da wird dann schon mal schnell RFID per se zur "Ausgeburt des Bösen" ohne erkannt zu haben, dass dies eine der Basistechnologien unserer digitalen Zukunft ist. Da schlagen dann Politiker schon mal so lustige Dinge vor wie das Recht auf nachträgliche Löschung von Beiträgen aus Twitter. Herr Schaar, diese Idee ist (Schweizer)Käse ;-) Da ist eine "Kulturflatrate" in aller Munde, aber über Creative Commons herrscht deutlich vernehmbare Ratlosigkeit.
Eigentlich wollte auch ich eine Barcamp Session halten. Hätte ein schön kontroverser Beitrag sein können. Meine These: 100%ige Öko-Logik ist erst im Internet der Dinge möglich. Erst dann wird die Idee von Bio und Nachhaltigkeit nicht mehr ein "Luxus" von Idealisten und Besserverdienern sein!
Die Grünen hatten bisher nicht den Mut ihre Öko-Logik konsequent in die Zukunft zu denken! Mittelfristig wird ihnen das zum Vorteil gereichen, zu revolutionär werden die gesellschaftlichen Umwälzungen sein. Aber langfristig könnten sie damit auch ein Stück ihrer Zukunft verspielen. Die grüne Revolution frisst ihre Kinder, wenn sie sich nicht jetzt schon weitsichtig genug digital positionieren.
Samstag, 13. November 2010
"Gesellschaft digital gestalten"
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